Oldtimer Grand Prix am Nürburgring im August 2013

„90 PS reichen“

Reisebericht von Herbert Gockel



Das Wochenende stand unter dem Motto: Hochmut kommt vor dem Fall. Aber nun zuerst zum Wochenende insgesamt. Leider waren wir nur mit kleiner Besetzung am Ring. Nur zwei EVO und einem Lotus. Alwin Goth von der Steinmetz IG Dreieich hatte uns wieder mit den 400ern und den GT auf dem Parkplatz A2 aufgenommen. So stehen die Opelaner wenigstens zusammen und der Fußweg zur Strecke ist über das alte Fahrerlager kurz.

Zunächst danke an Alwin, der den Parkplatz alljährlich für uns organisiert. Ein besonderes Lob verdient Alwin aber dafür, dass er Samstagmorgen um 8:00 Uhr für die Opelaner zwei Runden Nordschleife vereinbart hatte und das auch noch mit Volker Strycek als Vorausfahrenden.

Der kam dann auch pünktlich mit einem knallroten Opel GT/J. Der sah, abgesehen von den breiteren Reifen auf zeitgemäßen Ronalfelgen, ganz normal aus. Wir Opelaner hatten uns in Zweierformation brav aufgestellt und hatten schon ein leichtes Zucken im rechten Fuß und dann kommt der Volker Strycek mit einem GT mit nur 90PS. Enttäuschung macht sich breit, das werden sicher zwei Bummelrunden ohne Spaßfaktor. Ich, für meine große Klappe bekannt, biete Volker Strycek direkt an, ob er nicht lieber mit meinem EVO als mit dem sch… GT fahren möchte. Er grinst und  weist mein Angebot freundlich zurück.

Es geht los und wir stellen uns zunächst hintereinander im Streckenabschnitt Antoniusbuche auf. Ich habe mich direkt hinter dem GT platziert und hinter mir steht Wolfram mit Susanne. Dann folgen die ersten 400er.

Nachdem alle durch die Schranke sind, fährt der rote GT los. Schikane Hohenrain wird schon zügig genommen, dann geht es in das Geschlängel Hatzenbach. Was passiert hier gerade. Dranbleiben wird zur Herausforderung. Wahrscheinlich sind meine Reifen noch kalt. Ausgang Hatzenbach, jetzt auf der Zufahrt zum Flugplatz den Abstand wieder verringern. 272 gegen 90 PS, dass dürfte kein Problem sein. Kuppe mit erster Blutleere im Kopf, dann rechts, nur nicht den Gasfuß lupfen. Nutzt nichts, der Abstand bleibt. Richtung Schwedenkreuz nächster Versuch. Es ist verhext. Kurven Aremberg. Der GT hat wohl seine Bremsleuchten kaputt. Im Streckenabschnitt Fuchsröhre nicht vom Gas gehen und im Adenauer Forst die Ideallinie finden. Der EVO macht einen gequälten Eindruck, ich aber auch. Michael auf dem Beifahrersitz meldet sich zu Wort und meint: „Mir ist schlecht“. Jetzt nur nicht Übergeben, weil wir auf keinen Fall anhalten können. Wolfram mit Susanne auf dem Beifahrersitz ist nicht mehr hinter mir. Dafür zwei gierige 400er. Am GT dranbleiben, den Druck der 400er von hinten abwehren, das alles mit einem Beifahrer, dem schlecht ist – und wir sind erst bei Kilometer 7. Hinter Metzgesfeld die kurvenreichen Abschnitte Kallenhardt und Wehrseifen. Die Hankook greifen nicht wie gehofft. Der EVO schiebt über die Vorderräder. Die 400er drängen immer mehr. Die Hände werden feucht, es geht runter nach Breitscheid. Kompression, Exmühle rechts Richtung Bergwerk, der GT enteilt, langsam aber sicher. Im Kesselchen dann wird der GT langsamer. Wir schließen auf. Hinter den zwei 400ern kommt erst niemand. Dann tauchen die ersten Nachzügler auf. Wir nutzen die Verschnaufpause zur Klärung der selbstgestellten Frage: „Wieso ist der GT so schnell? (Anmerkung: an den Profi hinterm Lenkrad denkt keiner!) Für die Analyse bleibt keine Zeit. Vor dem Karussell nimmt der GT wieder Fahrt auf und wieder heißt es dran bleiben. Wippermann, Eschbach, es ist nicht zu glauben. Runter ins Brünnchen. Der EVO schiebt komplett nach außen auf die Randsteine und das dahinter befindliche Lochpflaster (Gott sei Dank). Ausgangs Brünnchen die Rechts, das Heck wird leicht und drängt nach außen (die möglichen Folgen kann man sich bei YouTube ansehen). Es ist unglaublich. Pflanzgarten, dann der Sprunghügel. Der Magen drückt die Lunge nach oben, das Gehirn klatscht gegen die Schädeldecke und sorgt für einen kurzen Aussetzer aller Sinne. Keine Schwäche zeigen, egal was passiert. Schwalbenschwanz und Galgenkopf. Der GT zieht ohne Bremslicht seine Bahn und die Jungs in den 400ern halten mich wahrscheinlich für eine Memme. Auf der Döttinger Höhe sammelt Volker Strycek alle wieder ein. Es geht wieder durch die Schranke und es beginnt die zweite Demütigung. Wolfram hält an und lässt Susanne aussteigen. Es war wohl ihre letzte Runde auf der Nordschleife, zumindest in diesem Leben. Irgendwann lass ich die 400er-Jungs vorbei, aber die sind genauso verzweifelt hinter dem roten GT her. Für die zweite Runde wiederholt sich das bereits gesagte. Der Frust wurde nur noch weiter erhöht und man sucht in der zweiten Runde schon nach Ausreden. Irgendwann tauchte auch Wolfram wieder auf –ohne Beifahrerin!
Auf dem Parkplatz der Nordschleifenzufahrt hielten wir an. Die Bremsleuchten am GT funktionierten einwandfrei. Volker Strycek kam lächelnd auf mich zu und meinte: „Sch… GT, ne?“ Selten war ich so kleinlaut! Das war eine Lehrstunde nach Maß. Mein zarter Konterversuch: „Der hat doch nicht nur 90 PS? Und im Übrigen wiegt der ja bestimmt 400kg weniger als meiner. Und mein EVO hat so über die Vorderräder geschoben.“ „Ja und?“, war die kurze aber klare Antwort. „Das wäre locker noch schneller gegangen, war doch eine Spazierfahrt.“
Einziger Trost, auch die 400er hatten ihre Probleme und wollten nicht glauben, was da gerade geschehen war. „Und das mit den einfachen Fuldas!“

Dass es auch an dem Fahrer im GT gelegen habe könnte, auf die Idee kam niemand. Komisch! (sorry lieber Volker Strycek)

Und trotzdem, es hat riesig Spaß gemacht und alle waren begeistert. Volker Strycek hatte den richtigen Speed für uns gefunden, so dass alle ihre Autos heil über die zwei Runden gebracht hatten. An dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank an Volker Strycek und Alwin Goth.

Liebe GT-Besitzer, ich finde den GT wirklich toll und er ist unbestritten einer der schönsten Opel überhaupt. Mein sch… bezog sich nur auf die 90 PS unter der Haube. Aber darüber werde ich mich nie wieder negativ äußern, versprochen.

Ach ja, da waren auch noch die vielen Rennen mit den schönen alten Autos aus allen Klassen.
Und das beste Eifelwetter seit Jahren. Einige Opelimpressionen habe ich eingefangen.

Es wurde auch ein Omeganer gesehen, der wohl Angst hatte, dass der EVO auf der Rücktour wohl etwas mehr Öl brauchen könnte. Er soll danach auch seinen Orthopäden aufgesucht haben.

Für das nächste Jahr hoffe ich, sind mehr Omegas am Start.